Die Verkehrswende muss kommen.
Die Deutschen lieben ihr Auto. Wie nur wenige andere Dinge verkörpert es Status und Freiheitsdrang. Allerdings ist Autobesitz auch mit Stress verbunden: Parkplatzsuche in überfüllten Innenstädten, Stau auf dem täglichen Weg zur Arbeit. Und: man muss sich um sein Auto kümmern, was Zeit und Geld kostet. Stichworte: Versicherung, laufende Wartung, Inspektion, TV, Reparaturen, Stellplatzmiete. Laut dem Internetportal Finanztip kostet ein gekaufter VW Golf pro Monat rund 590€. Zum Vergleich: mit mikar kann man für 29,90€ pro Tag einen Renault ZOE als Carsharingfahrzeug nutzen.
Stellfläche aller PKWs: 2,5 mal so groß wie München.
Eine einfache Rechnung: Die 47 Millionen PKWs auf Deutschlands Straßen benötigen pro PKW ca. 16 Quadratmeter Stellfläche das ergibt eine Parkplatzfläche von rund 750 km2. Zum Vergleich: Das ist fast so viel Fläche, wie die Hauptstadt Berlin einnimmt (891 km2) oder zweieinhalb mal so groß wie die bayerische Landeshauptstadt München (210 km2). Mit anderen Worten: Das Wachstum bei den PKW Zulassungen ist längst an seine Grenzen gestoßen. Mehr Auto geht nicht mehr.
Carsharing: ein PKW kann bis zu 20 private Autos ersetzen.
Rein rechnerisch zeigt dies, dass Carsharing wesentliche Entlastung bei der Stadtplanung mit sich bringt. Flächenknappheit ist der limitierende Faktor in den Städten. Jeder versteht, dass man Flächen besser für Grünanlagen oder Freizeitflächen nutzt. Die Frage ist nur: Bewirkt die zunehmende Nutzung von Carsharing tatsächlich einen Rückgang bei den Autos auf unseren Straßen?
Der Bundesverband Carsharing stellt fest: Carsharing reduziert die Zahl der Pkw und der benötigten Stellplätze, führt zur Abschaffung privater Pkw und bündelt die Pkw-Nutzungswünsche mehrerer Haushalte auf wenige Fahrzeuge. Carsharing verändert das Mobilitätsverhalten. Diesen Zusammenhang belegt auch eine Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) von 2019:
- Zwischen 3,6 % und 16,1 % der regelmäßigen Carsharer geben an, ein Fahrzeug aufgrund des Carsharing-Angebots verkauft zu haben.
- Zwischen 14,3 % und 40,7 % gaben an, auf den Kauf eines Fahrzeugs verzichtet zu haben.
Die Studie kommt zum Ergebnis, dass mit jedem Flottenfahrzeug der Carsharing-Dienste ein Vielfaches an Privatfahrzeugen abgebaut wird. Das zeigt, dass Carsharing ein wirksamer Baustein beim Umbau unserer Mobilitätskultur ist.
Freefloating und stationsbasiertes Carsharing
Unterscheiden muss man sogenanntes freefloating und stationsbasiertes Carsharing. Erstere Variante: Die PKW heben keinen festen Stellplatz. Der aktuelle Standort wird vom Nutzer über eine App ausfindig gemacht. Diese Form erfreut sich vor allem in Großstädten zunehmender Nutzung.
Im ländlichen Raum bietet sich eher die Variante mit festem Stellplatz an, da die Anzahl der Fahrzeuge geringer ist und damit deren Erreichbarkeit für den einzelnen Nutzer weniger gegeben ist als in der Großstadt. Hier kann Carsharing sehr gut den Zweitwagen ersetzen, der für viele Familien obligatorisch ist.
Kostengründe sind ausschlaggebend
Die Motivation der meisten Autobesitzer, auf das eigene Auto zu verzichten, liegt in der Kostenersparnis. Hier bietet Carsharing Vorteile, abhängig vom individuellen Nutzungsverhalten. Das Web-Portal Finanztip stellt fest:
- Je geringer die Jahresfahrleistung, umso mehr zahlt sich Carsharing aus. Es lohnt sich bis etwa 10.000 Kilometer im Jahr.
- Wer beispielsweise jährlich 5.000 Kilometer fährt, spart mit Carsharing gegenüber dem eigenen Auto zwischen rund 900 und 1.500 Euro im Jahr.