Die Schultheiß Projektentwicklung AG errichtet Wohnanlagen hauptsächlich rund um die Frankenmetropolen Nürnberg/Erlangen und ist auch in Forchheim und Stein als Bauträger präsent. mikar sprach mit Herrn Frank Weber, Vorstand Technik, der Schultheiß Projektentwicklung AG über das im Wohnbau gegenwärtig heiß diskutierte Thema Carsharing. Die Schultheiß Projektentwicklung AG hat mit dem Carsharing Provider mikar Verträge für 2 Wohnanlagen geschlossen. Carsharing geht bei Schultheiß 2022 an den Start.
Gehört für Sie als Bauträger bei jeder Wohnung Ihres Portfolios ein Auto mit dazu?
Nicht unbedingt. Es kommt in erster Linie auf die Lage der Wohnung und die Bedürfnisse der Bewohner an. Dem einen ist das eigene Auto vor der Haustür sehr wichtig. Ein anderer braucht und möchte gar kein Auto. Besonders im innerstädtischen Bereich kann eine zeitgemäße Lösung daher auch ohne Kfz funktionieren.
Wie ist Ihre Motivation in Bezug auf Carsharing? Was hat Sie dazu gebracht, Carsharing in das Wohnbauangebot mit aufzunehmen?
Carsharing trägt dazu bei, Flächen in Zukunft besser zu nutzen und Ressourcen zu schonen. Die Straßen werden immer voller, die Suche nach Parkplätzen in Städten immer schwieriger und der Unterhalt eines eigenen Pkw immer teurer. Die gemeinschaftliche Nutzung von Autos ist eine sinnvolle Strategie beim Umgang mit diesen Problemen und dem überladenen Pkw-Verkehr im Allgemeinen.
Welche Vorteile versprechen Sie sich als Bauträger von Carsharing?
Bei jedem unserer Bauvorhaben ist ein gewisser Teil der Fläche dem ruhenden Verkehr vorbehalten. Im Klartext bedeutet das: Wir müssen bei jedem Projekt für genügend Parkplätze sorgen. Die Anforderungen dafür sind teilweise sehr hoch. Indem wir auf Carsharing setzen, können wir diese hohen Anforderungen etwas reduzieren.
Sie haben mit mikar bereits ein Carsharing Paket für neue Wohnanlagen in Stein bei Nürnberg vereinbart. Wie liefen die Gespräche? Wie zufrieden sind Sie mit dem Leistungsangebot von mikar in der Vorbereitungsphase?
Die ersten Gespräche sowie Kooperationsanbahnungen sind sehr positiv und vielversprechend verlaufen. Weiter reichen die Erfahrungen bisher noch nicht. Die Erwartungshaltung auf unserer Seite ist jedoch weiterhin hoch und zuversichtlich.
Wie gehen Sie das Thema Carsharing an? Konkret: wie viele Carsharing-Fahrzeuge sollten Ihrer Meinung nach für die Bewohner eines Wohnquartiers bereitstehen, damit eine ausreichende Verfügbarkeit gewährleistet ist?
Dafür gibt es keine Rechenformel oder pauschale Antwort. Es spielen zu viele Einflussfaktoren hinein, die sich von Bauprojekt zu Bauprojekt unterscheiden. Wichtigster Indikator ist beispielsweise die infrastrukturelle Anbindung. Zum anderen spielen die Art und Größe der Wohneinheiten eine wichtige Rolle. Wir konnten außerdem feststellen, dass sich das Nutzerverhalten, also inwieweit Carsharing angenommen wird, regional unterscheiden.
Welche Rolle spielt Ihrer Erfahrung nach die Kommune bei der Vorbereitung eines Carsharing Konzepts für ein Wohnquartier? Was ist hier zu beachten?
Es ist ein großer Vorteil, wenn die jeweilige Kommune dem Thema Carsharing offen gegenübersteht so wie beispielsweise in Stein. Es muss die Bereitschaft da sein, gemeinsam einen Kompromiss zu finden, um die hohen Anforderungen bezüglich der Stellplatz-Frage zu reduzieren. Ansonsten funktioniert das Projekt Carsharing nicht.
Was sollte ein Carsharing Anbieter Ihrer Meinung nach berücksichtigen? Stichworte sind hier: Buchungssystem, Preisgestaltung, Art der Fahrzeuge, z.B. Elektroautos oder Fahrzeugklasse (Kleinwagen, Mittelklasse, gehobene Klasse, oder Kleinbusse)
Der Nutzerbedarf ist sehr individuell und genauso individuell sollten auch die Angebote oder Leistungspakete der Anbieter sein. Im Idealfall ist ein Anbieter so flexibel, dass man als Kunde eine Buchung auch während der Laufzeit auf die aktuellen Bedürfnisse anpassen kann.
Glauben Sie, dass ein gutes, ausreichendes Angebot an fest zur Wohnanlage gehrenden, exklusiv für die Bewohner bereitstehenden Carsharing Fahrzeuge die Attraktivität ihrer Wohnungen bei den Käufern erhöht? Werten Sie Carsharing als Wettbewerbsvorteil?
Steht den Bewohnern etwas exklusives zur Verfügung, das auch einen entsprechenden Mehrwert bietet, ist das natürlich etwas Besonderes. Exklusivität ist immer ein Add-on. Und das trägt wiederum zum Wettbewerbsvorteil bei.
Eine Frage an Sie als Wohnungsbauunternehmer: Die Integration von Carsharing als Mobilitätsangebot verringert ja bei der Planung des Quartiers die Anzahl der zu errichtenden Stellplätze. Ist diese Tatsache für Sie eine echte Wertschöpfung?
Nur, wenn ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Carsharing und vorgeschriebenen Stellplätzen bestehen bleibt. Eine Quote von 2:1, also doppelt so viel Fläche für Stellplätze wie für Carsharing, wäre wirtschaftlich nicht abbildbar. Sinnvoll wäre es, wenn es bezüglich dieses Verhältnisses eine verankerte Verordnung gibt, die beispielsweise einen Flächentausch von 5:1 vorsieht so wie in der Nürnberger Stellplatzsatzung.
Wie bewerten Sie das Konzept von mikar als Full-Service-Anbieter, der neben den Fahrzeugen auch ein komplettes Online-Buchungssystem, Fahrerlegitimation und das komplette Programm rund um Fahrzeugpflege und Wartung bereitstellt?
Dass mikar ein Rundum-Sorglos-Paket anbietet, hat uns bei der Vorauswahl potenzieller Kooperationspartner überzeugt. Immerhin bieten wir als Bauträger ebenfalls einen Full-Service an weil wir die vielen Vorteile, die daraus für den Kunden entstehen, kennen und schätzen. Wir freuen uns, das Projekt Carsharing gemeinsam mit einem so erfahrenen Anbieter wie mikar anzugehen.